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DAS AUTORENINTERVIEW im Juli / August
... mit Helene Luise Köppel
Grosse-Literatur: Bitte erzählen Sie uns ein bisschen von sich.
H. L. Köppel: Ich lebe und schreibe in Schweinfurt, meiner Heimatstadt, halte mich aber auch oft in Südfrankreich auf, besonders gerne in Collioure, einer kleinen Küstenstadt am Mittelmeer, die meine Leserinnen und Leser bereits aus meinen Romanen kennen.
Ich bin verheiratet und habe einen erwachsenen Sohn.
Um intensiver recherchieren und schreiben zu können, habe ich vor zwei Jahren meine langjährige Berufstätigkeit an den Nagel gehängt. Beim Schreiben faszinieren mich vor allem vergangene Zeiten und vergessene Geschichten.
Ich bin sozial engagiert und ärgere mich über Ungerechtigkeiten und Intoleranz.
Des Ausgleichs wegen - ich sitze ja viele Stunden am PC - versuche ich täglich eine Stunde zu laufen, was mir aber nicht immer gelingt.
Tja, und mein Mann sagt, ich sei eine gute Köchin. Wird schon stimmen.
Grosse-Literatur: Wie kamen Sie zum Schreiben und wie war der Weg bis zur Autorin?
H. L. Köppel: Ich habe immer viel geschrieben, auch aus beruflichen Gründen, jedoch keine Bücher.
Vor ungefähr zehn Jahren stieß ich auf einer Reise durch Südwestfrankreich auf ein Schild „Les Pays Cathare“. Neugierig geworden, was es mit diesen Katharern auf sich hatte, begann ich nach meiner Rückkehr intensiv zu recherchieren, trug die Fakten zusammen. Es entstand ein Arbeitssachbuch, das ich dann - peu à peu - für meine ersten drei Romane „ausschlachtete“.
Grosse-Literatur: Wie lange hat es gedauert Ihren ersten Roman "Die Ketzerin vom Montségur" zu schreiben?
H. L. Köppel: Ein knappes Jahr. Die Recherchearbeit war ja bereits geleistet (Arbeitssachbuch), aber ich habe mich in dieser Zeit auch intensiv mit dem Alltagsleben im Mittelalter des 12./13. Jahrhunderts befasst - ich hielt damals einige Vorträge zu diesem Thema.
„Die Ketzerin vom Montségur“ erschien dann im Juli 2002 beim Aufbau-Verlag, Berlin, zu einem Zeitpunkt, an dem ich bereits am zweiten Roman schrieb, der ein Jahr später herauskam.
Grosse-Literatur: Fast alle ihre Bücher sind historische Romane und auch der zuletzt erschienene Thriller „Die Affäre Callas“ geht auf eine historische Grundlage zurück. Was fasziniert Sie an diesem Genre?
H. L. Köppel: Historische Ereignisse, aber auch geheimnisvolle Legenden und ungelöste Fälle haben mich schon immer fasziniert. Doch es sind in erster Linie die Menschen in und hinter diesen Geschichten, die mein Interesse wecken. Sie haben oft viel zu erzählen. Ich studiere meine Figuren gründlich, und mache sie dann zum Beobachter oder zum Ich-Erzähler. Dabei gefällt es mir, auch nur am Rand Beteiligte wieder zu Wort kommen zu lassen. Und wenn ich später merke, dass ich mit meinem Roman Leserinnen und Leser gefesselt und ihr Interesse geweckt habe, so ist das eine große Befriedigung für mich. Gründliche Recherche bei Historischen Romanen - auch vor Ort - ist mir sehr wichtig, aber ich will in erster Linie unterhalten.
Grosse-Literatur: Alle Romane sind in Frankreich angesiedelt. Haben Sie eine besondere Verbindung zu diesem Land?
H. L. Köppel: Ja, eine über lange Jahre gewachsene Freundschaft mit dem Land selbst, in das ich aber keineswegs allein um der Historie, der Kunstschätze oder des Essens willen reise, sondern auch wegen seiner grandiosen Landschaften und seiner liebenswerten, selbstbewussten Menschen. Frankreich steckt für mich noch immer voller Geheimnisse, vor allem der Süden und die Pyrenäen.
Grosse-Literatur: Möchten Sie in Ihrem nächsten Buch weiterhin dem historischen Roman treu bleiben oder vielleicht einen Versuch in ein neues Genre wagen?
H. L. Köppel: Mit meinem jüngsten Roman „Die Affäre Calas“ habe ich erstmals das Genre „Historischer Roman“ ein Stück verlassen, indem ich den historischen Part in eine weitgehend fiktive Gegenwartshandlung eingebunden und die Geschichte auf drei Handlungsebenen erzählt habe. Aus einem der rätselhaftesten Kriminalfälle des 18. Jahrhunderts wurde ein Thriller.
Inzwischen habe ich einen weiteren Thriller mit historischem Hintergrund geschrieben, der noch nicht erschienen ist. Ich will aber auch unbedingt dem reinen Historischen Roman treu bleiben. Kurz gesagt: Wenn mich eine Geschichte so packt, dass ich sie fast unter Zwang schreibe, denke ich nicht an Genre-Grenzen.
Grosse-Literatur: Über wen oder was möchten Sie bald noch schreiben?
H. L. Köppel: Das ist schwierig zu beantworten, ohne zuviel über meine Projekte zu verraten.
Da halte ich mich bedeckt. Eines kann ich jedoch versprechen: Es bleibt weiter spannend!
Grosse-Literatur: Gibt es Vorbilder, die Sie besonders beeindruckt haben?
H. L. Köppel: Vorbilder habe ich keine, ich kann auch nicht sagen, ob mich je einer der vielen Schriftsteller, die ich liebe, wirklich beeinflusst hat. Mich beeindrucken couragierte Menschen, die den Finger in die Wunde der Gesellschaft legen und zu dem stehen, was sie sagen oder schreiben.
Grosse-Literatur: Was lesen Sie persönlich am liebsten?
H. L. Köppel: Neben Gegenwartsromanen (zuletzt die Romane von Juli Zeh) und Klassischem (vor einiger Zeit lernte ich Voltaire schätzen), liebe ich es, Sachbücher über das Mittelalter und wissenschaftliche Literatur über Theologie zu lesen - „Vertiefungslektüre“ sozusagen.
Zur Zeit lese ich eine spannende Abhandlung über die Bauern des Languedoc (Le Roy Ladurie); und wenn ich, wie kürzlich, in unserem Schweinfurter Antiquariat auf alte Bücher aus dem Mittelalter stoße, so bin ich für mindestens zwei Tage nicht ansprechbar.
Grosse-Literatur: Vielen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
H. L. Köppel: Ich danke Ihnen ebenfalls!
Die offizielle Website der Autorin:
www.koeppel-sw.de |
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