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DAS AUTORENINTERVIEW im März/April
... mit Stefan Maiwald
Grosse-Literatur: Die Leser kennen Sie als einen Autor, der kaum ein Blatt vor den Mund nimmt und neben den Büchern vor allem Artikel für namhafte Magazine wie P.M., SZ oder Merian schreibt … aber welcher Mensch steckt hinter dem frechen Schriftsteller? … Bitte erzählen Sie uns ein bisschen über sich.
S. Maiwald: Ich mache es mir mal einfach und gehe chronologisch vor: Ich wurde 1971 in Braunschweig geboren, wo ich auch zur Schule ging, Abitur machte und mein Studium begann. Zwischendurch hatte ich ein aufregendes Jahr als Austauschschüler in der texanischen Wüste (Ballinger, 3000 Einwohner). Dann zog ich nach Hamburg, nur um dort mein Studium abzubrechen und nach München zu ziehen, denn der "Playboy" hatte eine Geschichte von mir gelesen und bot mir einen Job an. Welcher 22-Jährige würde dazu schon Nein sagen? Von den Playmates sah ich nicht viel, aber ich konnte eine Menge spannender Reportagen machen. Es war eine gute Zeit.
Derzeit lebe ich abwechselnd in München und auf der italienischen Insel Grado, wo meine Frau mit unseren beiden Töchtern lebt. Gern wäre ich ständig in bzw. auf Grado, aber von dort ist das Arbeiten nicht ganz so leicht - ab und zu muss ich als Journalist einfach in München präsent sein.
Grosse-Literatur: Im Januar 2007 erschien das erste Buch "Laura, Leo, Luca und ich" über ihre italienische Familie. Bis dahin haben Sie vor allem Bücher im Sachbuchbereich veröffentlicht. Wie kamen Sie auf die Idee für solch eine private Erzählung?
S. Maiwald: Vor einigen Jahren hatte mich die Frauenzeitschrift "Freundin" gebeten, eine Kolumne über das Leben von Männern und Frauen zu schreiben. Klar, dass ich da sofort persönliche Erfahrungen verarbeitete und mich so gewissermaßen warmschreiben konnte.
Grosse-Literatur: Wie lange haben Sie gebraucht „Laura, Leo, Luca und ich“ zu schreiben?
S. Maiwald: Gar nicht so lange, der Stoff tobte ja täglich um mich herum. Ich schätze mal, das Rohmanuskript war in drei Monaten fertig, aber mit längeren Pausen dazwischen. Ich schreibe ziemlich flott, was an Texas liegt. An der dortigen High School belegte ich nämlich einen Kurs in Schreibmaschineschreiben und war so schnell, dass ich sogar zu nationalen Wettbewerben geschickt wurde und scheußliche Pokale gewann. Die Mädchen wären wohl eher beeindruckt gewesen, wäre ich ein Basketballstar geworden.
Grosse-Literatur: Was ist das für ein Gefühl zu wissen, dass Menschen in Deutschland über Sie und Ihre Familie - und damit sehr private Dinge - lesen?
S. Maiwald: Ach, halb so wild. Als Autor ist man ja immer auch Exhibitionist. Und über alle Menschen mit Echtnamen schreibe ja eher freundlich.
Grosse-Literatur: In dem Band "Die kleinen Freuden des Lebens" berichten Sie von Augenblicken, die für Sie immer wieder Glücksmoment sind. Dabei öffnen Sie auch Ihren Lesern die Augen für die wirklich schönen, kleinen Momente, die man selten bemerkt. Gab es vielleicht ein bestimmtes Ereignis in Ihrem Leben, das Sie dazu veranlasst hat, dieses Buch zu schreiben?
S. Maiwald: Unsere zweite Tochter war unterwegs, und Kinder sind teuer - also musste ein neues Buch her.
Grosse-Literatur: Was lesen Sie privat am liebsten?
S. Maiwald: Abgesehen von Golfzeitschriften, die mir versprechen, ein besserer Spieler zu werden: eher schwere Kost und Klassiker. Von den moderneren Autoren schätze ich Viktor Pelewin und Haruki Murakami. Der Humor von David Sedaris ist unübertroffen. Ich war mal ein Bewunderer von T.C. Boyle, aber seine neueren Werke finde ich schwach. Noch ein Tipp: "Fleisch ist mein Gemüse" - aber als Hörbuch. Eine Weltsensation. Und um mal jemanden zu nennen, der hier so gar nicht reinpasst: John Le Carré. Außerdem: Redmond O’Hanlon und Richard Dooling. Bestimmt fallen mir gleich noch viel mehr Leute ein, deswegen mache ich jetzt Schluss.
Grosse-Literatur: Sie schreiben vor allem auch regelmäßige Artikel für große Zeitschriften. Was macht Ihnen persönlich mehr Spaß, das Recherchieren und Schreiben von Kolumnen oder das Erzählen aus dem eigenen Leben?
S. Maiwald: Recherchieren ist grauenvoll. Es tut einer Story gar nicht gut, wenn einem die Wirklichkeit im Weg steht. Das Erzählen aus dem eigenen Leben ist also wesentlich angenehmer. Dieses Prinzip beherzige ich auch in meinen Kolumnen.
Grosse-Literatur: Haben Sie sich schon einmal überlegt, einen Roman zu schreiben?
S. Maiwald: Ja, und es liegt natürlich nahe, mich an einem historischen Venedig-Roman zu versuchen, denn ich wohne ja quasi in der Lagune. Schade, dass es von diesen Romanen schon 500 Stück gibt. Aber mal schauen.
Grosse-Literatur: Einen historischen Venedig-Roman, das klingt vielversprechend. Warum gerade Venedig? Was finden Sie an dieser Stadt so interessant?
Stefan Maiwald in Schottland
S. Maiwald: Zunächst einmal ist Venedig die schönste und ungewöhnlichste Stadt der Welt, und ich wohne gleich um die Ecke, kenne die Stadt also ziemlich gut. Faszinierend: Eine Straßenkarte aus dem Jahr 1665 ist noch genau so aktuell wie eine Straßenkarte aus dem Jahr 2009. Die spannende Geschichte kommt dazu – die Dogenherrschaft, die Seemacht, die ungeheure Kultur auf so engem Raum. Aus der Marketing-Sicht gesprochen: Venedig zieht, setzt Emotionen frei, lässt sich weltweit verkaufen. Beste Voraussetzungen für meinen Bestseller!
Grosse-Literatur: Genau 2 Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes wurde "Meine Schwiegermutter ist cooler als deine" veröffentlicht. Hier berichten sie auch von einem besonderen Weihnachtsgeschenk, dass Sie für Minnie, Ihre Schwiegermutter, planten. Können Sie uns verraten, ob daraus etwas geworden ist?
S. Maiwald: Nein, ich habe versagt. Meine Schwiegermutter ist fanatischer AC-Mailand-Fan, und ich wollte einen Spieler vor die Kamera kriegen, um ihr einen Weihnachtsgruß zu übermitteln. Dann bin ich aber in eine wochenlange phlegmatische Phase gefallen, in der mir Golf, Sudoku und Schach alle Lebensenergie raubten. Als ich aus dem Phlegma erwachte, war es schon der 22. Dezember.
Grosse-Literatur: Ich muss zugeben, ich habe die Bücher über Ihre italienische Familie geradewegs verschlungen und freue mich nun schon auf den vierten Band. Können Sie uns verraten, wann wir wieder etwas Neues von Ihnen lesen können?
S. Maiwald: Das freut mich sehr. Derzeit bin ich mit dem Verlag in Gesprächen, ob wir tatsächlich einen vierten Band veröffentlichen oder nicht doch etwas ganz anderes machen, zum Beispiel einen historischen Venedig-Roman... Falls es Sie oder irgendjemanden interessiert: Im Herbst erscheint ein Golfbuch von mir, mit wirklich interessanten Geschichten, etwa über die Golf-Leidenschaft von Al Capone. Na gut, ich weiß, das ist wohl eher etwas für eine Randgruppe ...
Stefan Maiwald in Schottland
Grosse-Literatur.de: Gibt es etwas, dass Ihnen am Beruf des Journalisten bzw. Autors - neben dem Schreiben - besonders gefällt?
S. Maiwald: Ja, die freie Zeiteinteilung und die Möglichkeit, einen Mittagsschlaf zu halten.
Grosse-Literatur.de: Sie haben schon so ziemlich über alles geschrieben.
Aber gibt es ein Thema, über das Sie gern schreiben würden,
wofür sich aber bisher nicht die rechte Gelegenheit bot?
S. Maiwald: Meine große Leidenschaft ist Sport, namentlich Golf und Fußball. Über beides schreibe ich reichlich, habe also großes Glück. Gern würde ich natürlich die WM 2010 in Südafrika schreibend begleiten, doch ich habe ein Problem: Flugangst, wie man ja auch in meinen Büchern nachlesen kann. Allerdings gibt es tatsächlich Schiffsverbindungen bis nach Südafrika – drei Wochen auf See statt 12 Stunden Todesangst in 10.000 Metern Höhe, also für mich klingt das wie ein guter Deal. Und wo wir schon dabei sind: Ich würde gern noch einmal in die USA, aber die Überfahrt mit der »Queen Mary« ist sehr, sehr teuer. Wenn mich aber eine Zeitschrift beauftragt, über die Transatlantik-Route eine Reportage zu schreiben, bin ich sofort dabei.
Grosse-Literatur: Sie leben abwechselnd bei Ihrer Familie in Italien und in Deutschland. Welchem Land fühlen Sie sich mehr verbunden?
S. Maiwald: Ich wünschte, ich könnte Italien sagen, aber mir geht doch vieles von der italienischen Lebensart ab. Außerdem trinke ich bis in den Nachmittag hinein Cappuccino, was mich als Ausländer brandmarkt.
Grosse-Literatur: Auch wenn sich der Leser Sie und Ihre Familie in Ihren Erzählungen genau vorzustellen vermag, hat bisher eines in Ihren Büchern gefehlt: Fotos. Dürfen wir uns im nächsten Band vielleicht auf das ein oder andere Foto freuen?
S. Maiwald: Ich werde es dem Verlag vorschlagen!
Grosse-Literatur: Wie können wir uns einen Ihrer Arbeitstage vorstellen?
Stefan Maiwald mit Schwiegerpapa und einem Golfkollegen S. Maiwald: Hm, ich weiß nicht, ob ich das guten Gewissens erzählen kann. Immerhin: Wenn ich in München bin, dann bin ich von 9 bis 18 Uhr im Büro des Atlas-Verlages, wo Golf Journal und Segel Journal erscheinen. In der Mittagspause bin ich in einem Fitnessstudio, weil mein Orthopäde mich dazu mit vorgehaltener Waffe zwingt. Abends sitze ich daheim und schreibe, entweder für P.M. oder für eines meiner Bücher. Wenn ich in Italien bin, dann stehe ich um 6.30 auf, weil die Kinder in die Schule und den Kindergarten müssen. Dann bringen wir die Kinder weg und frühstücken in einer kleinen Bar. Gegen 9 geht meine Frau ins Büro und ich gehe, ähem, auf den Golfplatz, wo ich etwa bis 12 bleibe. Dann kommt noch eine kleine Siesta, bevor ich den Computer anwerfe und schreibe - das dann aber bis spät in den Abend hinein. Vorausgesetzt, wir gehen nicht essen (was wir fast immer tun) oder die Kinder lassen mich in Ruhe (was sie fast nie tun).
Grosse-Literatur: Vielen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
Die Website des Autors:
www.stefanmaiwald.com
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