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klassische
autoren - friedrich hölderlin [ 1770 - 1843 ].
Johann Christoph Friedrich Hölderlin wurde am 20.3.1770 in Lauffen
a. N. geboren.
Er war der älteste Sohn Heinrich Hölderlins,
der ein schwäbischer Patrizier sowie herzoglicher Beamter war, und
Johanna Hölderlins.
Sein Vater starb bereits 1772 und die Mutter
heiratete zwei Jahre später den Schreiber Gok, der bald darauf Bürgermeister
in Nürtingen wurde, aber schon 1779 verstarb.
Mit neun Jahren lebt der einzige leibliche Sohn mit der Mutter allein,
die ihre Angst vor dem Leben auch auf andere verbreitete. Für sie
war das beruflich höchste Ziel für ihren Sohn eine Lehre als
Pfarrer, die er in den Klosterschulen, streng religiösen Erziehungsstätten
und dem Tübinger Stift (Beginn der Freundschaft mit C.W.F. Hegel
und F.W.J. von Schelling) erreichen sollte - hätte nicht ein Jahr
später, nach dem Eintritt in den Stift, die Französische Revolution
eine Rebellion gegen seine Mutter und ihren, für ihn gedachten,
Lebensplan in ihm ausgelöst.
Er schrieb seiner Mutter, er wolle
lieber Jurist (Wie sein Vater) anstatt Pfarrer werden.
Zum anderen nahm
er seine Dichtungen immer ernster, denn bereits die ersten der Tübinger
Hymnen erschienen kurze Zeit später.
In vielen seiner Briefe versuchte
er vergeblich die Mutter in zähen Überzeugungsversuchen zur
Zustimmung des Studiumwechsels zu bewegen.
1792 begann er mit seinem Roman Hyperion. Ein Jahr später erhält
Hölderlin die Zustimmung der Mutter die Arbeit als Pfarrer aufzuschieben,
stattdessen vermittelt ihm Friedrich Schiller, der für ihn eine
Art idealisierte Vatergestalt bedeutete, eine Anstellung als Hofmeister
bei Charlotte von Kalb (sie war Mitglied der Weimar-Jenaer Intellektuellenkreise
und zudem mit Schiller und Jean Paul befreundet).
Doch schon einige Monate
später siedelt er nach Jena über. Dort trifft er u.a. J.W.
Goethe, lernt die Frühromantiker kennen und hört Lesungen bei
Johann Gottlieb Fichte, zudem vermittelt Schiller Hölderlins entstehenden
Roman Hyperion (1797/99) an den Suttgarter Verleger Cotta.
Im Frühsommer 1795 wandert Hölderlin zu Fuß nach Nürtingen
zu seiner Mutter zurück, ohne Vorwarnung, ohne Erklärungen.
Nach einigen deprimierenden Monaten nimmt er eine Stelle als Hofmeister
für den Bankier Jakob Gontard in Frankfurt a. M. an.
Dort verliebt er sich in die Frau des Hauses, die mit ihrem Ehemann lediglich
nach der Rechtsform verheiratet ist, nicht aber der Gefühle wegen.
1798 wird er von dem Hausherren gefeuert, die Geliebte bleibt zurück.
In Homburg versucht er Schiller nachzueifern und eine eigene literarische
Zeitschrift herauszubringen, doch schon nach einem Jahr muss er feststellen,
dass sich weder prominente Beiträger finden sowie dass Schiller
das Interesse an seinem früheren Schüler verloren hat.
Die Tragödie "Der Tod des Empedokles", die ehrgeizigste literarische
Arbeit Hölderlins Homburger Zeit, bleibt ein Fragment.
Als er im
Sommer 1802 von einem Urlaub bei Freunden in Stuttgart nach Hause zurückkehrt
hat eine seelische Katastrophe ihn bereits ergriffen.
Noch während
er über Paris nach Hause wanderte starb Susette Gontard an den Röteln.
Zuhause tobt er gegen die Mutter, der der er am meisten entkommen wollte,
bei der muss er nun Zuflucht suchen.
Der fieberhaften literarischen Arbeit,
die jetzt einsetzt verdanken wir sein einmaliges Spätwerk, auch
wenn diese auf fortschreitenden psychischen Regressionen beruhen.
Schließlich wird Hölderlin 1806 in eine Heilanstalt gebracht
und dort sofort mit Belladonna und Digitalis-Präparaten ruhiggestellt,
doch dort bleibt er nicht sehr lange, denn der Arzt räumt dem unheilbar
Kranken noch ein Lebenserwartung von drei Jahren ein.
1807 wird er entlassen
und findet bei der Schreinerfamilie Zimmer Unterschlupf, die ihn in
einem Turm (heute: Hölderlinturm) am Neckar betreute.
Hölderlin stirbt am 7.6.1843 in Tübingen an den Folgen
der Brustwassersucht, nach sechsungddreißig Jahren "dämmernd-wachen
Dahinlebens".
Einhundert Jahre sollen vergehen, bis Hölderlins Werk wieder entdeckt
wurde.
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