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klassische
autoren - gottfried august
bürger [ 1747 - 1794 ].
An die Menschengesichter
Ich habe was Liebes, das
hab ich zu lieb,
Was kann ich, was kann ich dafür?
Drum sind mir die Menschengesichter nicht hold:
Doch spinn ich ja leider nicht Seide, noch Gold,
Ich spinne nur Herzeleid mir.
Auch mich hat was Liebes im Herzen zu
lieb,
Was kann es, was kann es fürs Herz?
Auch ihm sind die Menschengesichter nicht hold:
Doch spinnt es ja leider nicht Seide, noch Gold,
Es spinnt sich nur Elend und Schmerz.
Wir seufzen und sehnen wir schmachten
uns nach,
Wir sehnen und seufzen uns krank.
Die Menschengesichter verargen uns das,
Sie reden, sie tun uns bald dies und bald das,
Und schmieden uns Fessel und Zwang.
Wir irren und quälen euch
andre ja nicht,
Wir quälen ja uns nur allein.
Drum, Menschengesichter, wir bitten euch sehr,
Drum lasst uns gewähren und quält uns
nicht mehr,
O lasst uns gewähren allein!
[1778]
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