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klassische
autoren -gottfried august
bürger [ 1747 - 1794 ].
Liebeszauber
Mädel, schau mir ins Gesicht!
Schelmenauge, blinzle nicht!
Mädel, merke, was ich sage!
Gib Bescheid auf meine Frage!
Holla, hoch, mir ins Gesicht!
Schelmenauge, blinzle nicht!
Bist nicht häßlich, das ist
wahr!
Auglein hast du, blau und klar;
Stirn und Näschen, Mund und Wangen
Dürfen wohl ihr Lob verlangen.
Reizend, Liebchen, das ist wahr,
Reizend bist du offenbar.
Aber reizend her und hin!
Bist ja doch nicht Kaiserin;
Nicht die Kaiserin der Schönen.
Wer wird dich vor allen krönen?
Reizend her und reizend hin!
Viel noch fehlt zur Kaiserin.
Hundert Schönen sicherlich,
Hundert, hundert! fänden sich,
Die vor Eifer würden lodern,
Dich vors Weltgericht zu fodern.
Hundert Schönen fänden sich;
Hundert siegten über dich.
Dennoch hegst du Kaiserrecht Ü ber deinen treuen Knecht,
Kaiserrecht in seinem Herzen,
Bald zur Wonne, bald zu Schmerzen,
Tod und Leben, Kaiserrecht
Nimmt von dir der treue Knecht.
Hundert ist wohl große Zahl;
Aber, Liebchen, laß einmal,
Laß es hunderttausend wagen,
Dich von Thron und Reich zu jagen!
Hunderttausend! Welche Zahl!
Sie verlören allzumal.
Schelmenauge, Schelmenmund,
Sieh mich an und tu mir’s kund!
Du allein und anders keine?
Sieh mich an und tu mir’s kund,
Schelmenauge, Schelmenmund!
Sinnig forsch ich auf und ab:
Was so ganz dir hin mich gab? –
Ha! Durch nichts mich so zu zwingen,
Geht nicht zu mit rechten Dingen.
Zaubermädel auf und ab,
Sprich, wo ist dein Zauberstab?
[1778] |
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