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klassische
autoren - ludwig uhland [ 1787 - 1862 ].
Gang der Welt
Da zieht in des Triumphes stolzem Glanze,
Umflattert von des Glückes Lorbeerkranze,
Da zieht die freche Bosheit hin.
An ihrem Wagen keucht im Fesselklange
Die Tugend, trüben Blicks und blasser Wange,
Die unterdrückte Königin.
Da schwelgt der Frevler von der
Länder Marke
Und führt von beiden Polen seinem Parke
Gefräß'ge Ungeheuer zu.
Indes entpreßt der Mutter in der Hütte
Der Anblick ihres Säuglinges die Bitte:
Den Hungernden, o Gott, erlöse du!
Da ruht im Schattenhain, wo
Weste kosen,
Der Prasser in der Wollust Arm auf Rosen,
Vom Nektar des Pokals betäubt,
Indes, von wilder Mittagsglut gebraten,
Der biedre Fröner sich am Spaten
Die fleiß'gen Hände blutig reibt.
Ha! schwelgt, ihr Frevler,
fort! mich blendet nimmer
Hellstrahlend eures Glückes Sonnenschimmer,
Mein Ohr betäubt nicht der Triumphe Schall;
Ich sehe ferne Wetter sich zusammenziehen,
Der Rache Wetter, sehe Blitze glühen,
Ich höre der Verdammung Donnerhall.
Ja bebt! denn nicht die Wache
eurer Sklaven
Beschirmt euch vor dem Genius der Strafen,
Nicht eurer Burgen Wehr und Macht.
Denn wird er euch nicht stürzen noch im Leben
Und des Gewissens Foltern übergeben,
Ihr flieht ihn nicht, selbst in des Grabes Nacht.
Denn weilt er auch,
er trifft euch dennoch sicher,
Er waffnet sich zur Rache fürchterlicher,
Und über euern Gräbern harret er;
Er harrt, bis des Gerichts Posaune schmettert,
Dann geißelt er euch auf, gestürzt, entgöttert
Vor deinen Stuhl, Allrichtender!
Und ihr verstrickt euch nicht in
bange Zweifel,
Ihr Märtyrer! wenn ein gekrönter Teufel
Von ungerochnem Übermute schwillt!
Tragt duldsam eure Last zum Richterthrone!
Dort schimmert euch des Sieges Palmenkrone,
Dort wird das Buch der Vorsicht euch enthüllt. |
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