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klassische
autoren - joseph freiherr von eichendorff [ 1788 - 1857 ].
Maria Magdalena
Duftig blühte Abendröte,
Aus dem prächt'gen Meeres-Schlosse
Trat die schöne Magdalena
Prangend für auf dem Balkone,
Aus der dunklen Nacht des Haares
Edelsteine zauberisch lockend,
Um der Glieder blühend Schwellen
Buhlend blaue, laue Wogen,
Trunkne Blicke, wie aus langen
Schönen Träumen erst gehoben,
Durstig blühend in die Ferne;
Und die Ströme tönend zogen,
Und die Nachtigallen schlugen,
Berge, Auen, Wälder, Bronnen,
Von so überholden, reichen
Sternes Strahlen angesogen,
Tiefe Sehnsucht auszusagen,
Sendend Blicke still nach oben,
Standen, Eine glüh'nde Blume
Zart aus Duft und Klang gewoben,
Wie in Träumen ganz versunken,
Aufgericht't im Abendgolde.
Da sprach Sie in holden Tönen
In die Düfte vom Balkone:
Süße Lüste! Süße Lüste!
Kommt ihr wieder angeschwommen
Von dem still erblühten Meere,
Wenn Duft, Sang nicht lassen wollen,
Hold zu irren in den Gängen,
Durch die fall'nden Blütenflocken
Oder an des Stromes Ufer
Einzuschlummern süßverworren
Bei den Nachtigallenliedern
Unter den verträumten Rosen,
Süße, holde, blüh'nde Knaben,
An den Busen fest gezogen,
Süß verführet, zu verführen,
Alles Leben, glüh'nde Wonne
Flüsternd, schmachtend, liebermattet,
Zu versenken in den vollen
Sanfterschloss'nen, Duftberauschten
Busen tief der Zauber-Rose! -
Und doch wieder, wie so eigen
Kommt so wunderbares, großes
Bangen über Flüsse, Palmen
Oft mir an das Herz geflogen,
Daß ich plötzlich in der Freude
Einsam steh' und tiefbeklommen.
Und ach! niemand, wie ich bange,
Deutet mir, von wannen kommen
Solche Süße, solches Wehe,
Solche tiefbewegend' Worte,
Und ich muß in Tränen sagen,
Wenn schon goldne Nacht begonnen:
Ach! viel andre hohe Wunder
Ruhn' wohl in der Brust verborgen.
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